Usbekistan, das Eurasische Land im Herzen Mittelasiens, lag und liegt bis heute bedingt durch seine geographische Lage stets im Zentrum geschichtsträchtiger Ereignisse und Entwicklungen. Eroberer wie Alexander der Große, Dschingis Khan als auch arabische und russische Reiterheere durchquerten seine Steppen und Wüsten. Entlang der transkontinentalen Handelswege, die sich von Ostchina und der Mongolei durch Gebirge, Steppen und Wüstengebiete bis zum Mittelmeer und an den Bosporus erstreckten, erblühten weltberühmte Handelszentren wie Buchara, Samarkand und Taschkent.
Ihre wirtschaftliche Ausstrahlung und ihr Reichtum waren legendär. Fast 1000 Jahre islamischer Geschichte offenbaren sich uns in Mausoleen und Palästen sowie blau, weiß und golden schimmernder Moscheen, Medresen und Minaretten. Usbekistan als Zentrum der islamischen Kultur im mittelasiatischen Raum war auch die Heimat bedeutender mittelalterlicher Wissenschaftler. Der Philosoph und Arzt Ibn Sina war hier genauso zu Hause wie der Mathematiker und Astronom Mohamed Charismi (lat. Algorismi). Der Mythos der Seidenstraße ist bis heute nicht verblasst. Der erste kulturhistorische Schwerpunkt unserer Reise liegt daher beim Besuch von Buchara, Chiva und Samarkand mit ihren kulturellen Höhepunkten. Sie waren die wichtigsten Karawanenhandelsplätze Asiens und wahre Perlen der berühmten Seidenstraße.
Jedoch auch die Neuzeit hat kunstgeschichtlich einiges zu bieten. In Nukus, inmitten weiter Wüstensteppenlandschaft, befindet sich mit dem Sawitski-Museum ein großartiges Zentrum für Künstler der russischen und usbekischen Avantgarde des frühen 20-igsten Jahrhundert. Der Besuch des Sawitsky-Museums ist ein ganz besonderer und weiterer Höhepunkt unserer Reise. Fern von Moskau konnte hier, im „Louvre der Wüste“, eine großartige Kunstsammlung überdauern, die sonst dem Terror und sozialistischen „Kunstverständnis“ der Stalinepoche zum Opfer gefallen wäre. Ein Besuch bei zeitgenössischen russischen und usbekischen Künstlern der Gegenwart rundet das Kunsterlebnis Usbekistan auf ganz besondere „Art und Weise“ ab.
Der dritte Schwerpunkt unserer Reise liegt beim Weinbau in Usbekistan. Usbekistan gehört nicht gerade zu den bekanntesten Weinbauländern – ist aber diesbezüglich überaus spannend. Die Wiege des Weinbaus stand vor mehr als 4000 Jahren im Kaukasus. In Usbekistan wurde schon im 6. Jahrhundert v. Chr. Wein angebaut, der in das chinesische Reich geliefert wurde. In der Nähe der Stadt Samarkand gefundene kultivierte Traubenkerne aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. lieferten erst kürzlich Dank der Gentechnik exakte wissenschaftliche Beweise. Persische Dichter wie Hafiz und Omar Khayam setzten dann im Mittelalter dem Wein literarisch poetische Denkmäler.
Was predigst du vom Fasten und vom Beten? Statt zur Moschee laß uns ins Weinhaus treten, Füll Krug und Becher, eh' sie deinen Staub, Khayyam, zu Krügen und zu Bechern kneten.
(Omar Khayam (1045 - 1122), persischer Naturwissenschaftler, Mathematiker, Poet und freigeistiger Skeptiker.)
Gegen Ende des 7. Jahrhunderts n. Chr. eroberten die Araber Zentralasien und der bis dahin blühende Weinbau wurde durch das religiös begründete Alkoholverbot auf die Produktion von Tafeltrauben und Rosinen umgestellt. Wein war damals und in der Folgezeit, trotz der Islamisierung durch die Araber, in fast aller Munde. Europäische Reisende des 18. und 19. Jahrhundert schwärmten von den großartigen Weinen Persiens – in Schiras.
Nach einer langen Zeit des Niedergangs erholt sich der Weinbau in Usbekistan. Während in der Zeit der Sowjetunion hauptsächlich starke edelsüße Weine und Weinbrände produziert wurden, beginnt man heute, tatkräftig unterstützt durch Fachleute aus Italien und Frankreich, alte autochthone georgische und usbekische Rebsorten nach europäischen Standards zu verarbeiten und durch „moderne Weinanbau- und Weinausbaumethoden" deren Qualität zu verbessern. Im Jahre 2010 wurden von 138.000 Hektar Rebfläche knapp 1,3 Millionen Hektoliter Wein erzeugt. Es gibt über 150 autochthone Rebsorten! Die wichtigsten Sorten für die usbekische Weinerzeugung sind Aleatico, Bayanshira, Bishty, Khindogni, Kuldzhinski, Morrastel (Graciano), Muscat Blanc, Peromaisky, Rkatsiteli, Riesling, Rosenmuskateller, Saperavi und Sojak.
Wie weit die europäische Entwicklung schon Früchte trägt, davon können wir uns im Rahmen unserer Wein-Kultur-Reise selbst überzeugen. Die wichtigsten Weinanbaugebiete befinden sich am Rande der Gebirge und in den Flussniederungen um die Hauptstadt Taschkent, Städten wie Buchara und Samarkand und im Südosten des Landes. Zu Gast bei usbekischen Winzern und größeren Weinbaubetrieben wartet so manches Weinerlebnis auf den Besucher.