Sizilien, die größte Insel des Mittelmeers, war Jahrtausende lang ein Schmelztiegel zahlreicher Kulturen und ein Kreuzungspunkt wichtiger Seehandelswege zwischen Morgen- und Abendland. Handel schafft Wohlstand und der zieht oft ungebetene Gäste an. Römer, Griechen, Phönizier, Araber und Normannen kamen als Eroberer und waren oft Jahrhunderte „zu Gast“. Fast alle diese Völker haben ein reiches und faszinierendes Erbe hinterlassen. Über die ganze Insel verstreut finden sich antike Tempel neben byzantinischer, arabischer und normannischer Baukunst. Der Besucher darf sich auf die großartigen Ruinen der Magna Graecia – in Syrakus, Agrigent, Taormina – und auf die begeisternden Kirchenbauten in Palermo, Monreale und Cefalù freuen. Jeder Tag ist reich angefüllt mit Besichtigungen und Kulturerlebnissen. Schönheit und Anmut, die schon Goethe faszinierten.
Auch für Weinfreunde hat die Insel sehr viel zu bieten. Die Geschichte des sizilianischen Weinbaus reicht weit in die Antike zurück. Seine Entwicklung ist ein Spiegelbild der Eroberungen. Im Gegensatz zu anderen Teilen Italiens, wo die Römer oder die Etrusker erste Meilensteine des Weinbaus setzten, waren es hier die Griechen, die bereits 800 v. Chr. ihre ersten Kolonien gründeten und die ersten Reben pflanzten. Heute gilt die Insel mit knapp über 100.000ha Rebfläche als größtes Weinbaugebiet Italiens.
Das mediterrane Klima der Insel mit heißen und trockenen Sommern als auch milden und feuchten Wintern sorgt für sehr unterschiedliche Bedingungen für den Weinbau. Heiße Winde aus dem Sahara-Gebiet verursachen im Sommer an der südlichen Küste Temperaturen bis über 40 Grad, während es im Norden etwas kühler ist. Der Ätna im Osten bietet wiederum ein ganz anderes Mikroklima und Terroir. Durch die Höhe des Vulkanberges liegen dort weit feuchtere Bedingungen vor. Cool Climate ist hier angesagt.
Überraschenderweise finden sich trotz der heiß-trockenen Sommer in Sizilien immer noch mehr Weißwein- als Rotweinflächen. Zum einen liegt das an der historischen Bedeutung des Marsala, ein Likörwein aus weißen Grundweinen, der im 18. Jahrhundert große Markterfolge im englischen Sprachraum erzielen konnte. Lange Zeit setzte man im Zuge dessen auf hohe Erträge, was mit verminderten Qualitäten einherging und das Image Siziliens nachhaltig negativ prägte. Die Erträge waren bei Weißwein mit rund 13.000 kg/ha enorm, bei Rotwein geht es deutlich unter 10.000 kg/ha. Erst in den vergangenen beiden Jahrzehnten stieg, getragen von einer gut ausgebildeten jungen Winzergeneration mit Auslanderfahrung, das Qualitäts-Bewusstsein deutlich. Der Export begann zu florieren, das Selbstbewusstsein stieg und man richtete den Fokus wieder mehr und mehr auf heimische Gewächse, wie etwa den Nero d’Avola, der es mittlerweile zu einer gewissen Prominenz gebracht hat. Ansonsten werden viele weitere lokale Sorten ergänzt durch Chardonnay, Syrah und Cabernet Sauvignon.
Die Region hat sich als erste im Süden Italiens zur Qualitätsregion gemausert. In keiner anderen süditalienischen Region finden sich so viele Top-Produzenten.
Wo guter Wein wächst, ist immer auch eine gute Küche zu Hause. Mittags sind wir möglichst oft zu Gast in einem Weingut, wo wir im Rahmen einer Weinprobe stets mit leckeren sizilianischen Spezialitäten verwöhnt werden. Damit wir die Möglichkeit haben, kleine Trattorien und Restaurants mit sizilianischer Küche selbst zu entdecken, haben wir bewusst auf ein organisiertes Abendessen verzichtet.
Wie könnte man eine Weinlandschaft mit ihren Menschen und ihrer gewachsenen Kultur besser "begreifen", als wenn man sie persönlich besucht, mit den Menschen und Winzern spricht, ihre Kulturdenkmäler und Geschichte kennenlernt! Und natürlich auch ihre feinen Weine vor Ort in geselliger Runde und weinkundiger Begleitung probiert