Belgien ist ein Land mit hoher Genuss-Kultur. Ob Pralinen, Pommes, Ardennenschinken, das kleine Land hat einiges an Spezialitäten zu bieten. Unglaubliche 450 Biersorten und ca. 150 verschiedene Käsesorten sprechen für sich. Die Belgier wissen auch einen guten Wein zu schätzen und deutsche Weine haben dort eine treue Fan-Gemeinde. Belgien ist deshalb auch ein gewichtiger Abnehmer von Bordeauxweinen. Viele der großen Weingüter in Bordeaux sind - oder waren - im Besitz von belgischen Weinhändlern. Kein Wunder, das irgendwann jemand auf die Idee kam, es mal wieder selbst mit Weinbau zu versuchen, denn der Weinbau hatte in Belgien eine Jahrhunderte lange Tradition.
Die ersten Rebstöcke setzten wahrscheinlich schon die Römer an der Maas. Sie nutzten die nährstoffreichen Böden und das ideale Mikroklima der Region für den Anbau edler Tropfen.
Dank der Unterstützung durch Kaiser Karl den Großen und der von ihm geförderten Klöster nahm dann der Weinbau in Belgien ab dem 9. Jahrhundert erheblich an Fahrt auf.
Zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert gehörten Reben noch ganz natürlich zum Bild der Provinzen, aus denen das heutige Belgien sich zusammensetzt. Als besonders geeignet stellte sich das Tal der Maas heraus. Die gut ausgeprägten Lagen an den Hängen der Maas waren deshalb bereits im Mittelalter größtenteils mit Reben bewachsen.
Im frühen 15. Jahrhundert hatte der Weinbau auf belgischem Boden eine echte Blütezeit. Bedeutende Rebflächen entstanden in der Nähe der Städte, um die lokalen Märkte besser beliefern zu können. Allein in der Stadt Löwen zählte man im Jahr 1411 erstaunliche 23 öffentlich betriebene Weinpressen.
Leider währte diese goldene Zeit nicht lange. Im Spätmittelalter gerieten die belgischen Provinzen an das Herzogtum Burgund. Daraufhin wurden Weine aus der Weinbauregion Burgund vermehrt bis in das Gebiet des heutigen Belgiens importiert. Gegen diese übermächtige Konkurrenz konnten die belgischen Weinbauern nicht bestehen. Die feineren Weine Burgunds bedeuteten das Aus vieler lokaler Winzer und Weinberge. Missernten auf Grund klimatischer Veränderungen im Zusammenhang mit der Kleinen Eiszeit in den Jahren 1511 bis 1524 und Kriegswirren sorgten dafür, dass auch bessere Lagen aufgegeben werden mussten. Ab dieser Zeit setzte sich das Bier, unter tätiger Beihilfe der großen Klöster, als wichtiges alkoholisches Getränk durch.
Belgisches Bier wurde schon vor Jahren von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Für Wein war das Land bislang aber bis auf wenige Kenner kaum bekannt. Doch inzwischen hat sich viel getan und man könnte Belgische Weine und Crémants als echte Geheimtipps für Weinfreunde bezeichnen.
In den 1970er Jahren wurden in Belgien erstmals wieder Weinbauflächen angelegt. Mittlerweile bewirtschaften 290 Winzer wieder mehr als 900 ha Weinberge. Die Burgundersorten Pinot Noir, Chardonnay und Auxerrois sind nach französischem und Luxemburger Vorbild die bevorzugten Rebsorten.
Wegen der erfolgreichen Arbeit der Winzer und bedingt durch die Klimaerwärmung, wachsen die Rebflächen stetig weiter. Ein Umstand, den der Weinführer Gault Millau veranlasste, 2023 erstmals einen eigenen Weinguide für Belgien aufzulegen.
Wer die gesamte Weinszene Belgiens kennenlernen möchte, würde dafür schon ein paar Tage benötigen.
Wir konzentrieren uns auf drei bis vier exemplarische Weingüter an der Maas in der französischsprachigen Provinz Wallonie. Bei Dinant und Mons an den Côtes de Sambre et Meuse. Vor allem in der Wallonie, dem südlichen Teil des Landes, erlebt die Weinproduktion eine echte Renaissance und wird immer professioneller und qualitätsbewusster.